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Wie die European Outdoor Group die Kohlenstoffreduzierung in der Outdoor-Industrie durch Beziehungen und Transparenz vorantreibt

Wie die European Outdoor Group die Kohlenstoffreduzierung in der Outdoor-Industrie durch Beziehungen und Transparenz vorantreibt

Von: Dr. Verity Hardy, Projektmanagerin für Nachhaltigkeit, European Outdoor Group

 

Die wichtigsten Punkte des Artikels: 

  • Die European Outdoor Group (EOG) ist das Sprachrohr der Outdoor-Branche in Europa und vertritt eine Vielzahl von Marken, Einzelhändlern, Nichtregierungsorganisationen und Herstellerorganisationen.
  • Das EOG Carbon Reduction Project bringt Marken zusammen, um gemeinsam Bereiche mit hohen Umweltauswirkungen in ihren Lieferketten anzugehen und die Stimmen kleinerer und mittlerer Unternehmen zu verstärken.
  • Die vorwettbewerbliche Kooperationsinitiative läuft seit 2021. Die ursprüngliche Pilotgruppe von zehn Marken trifft sich noch immer regelmäßig und zeigt großes Engagement.
  • Die Transparenz zwischen den Marken und den Lieferanten ist für den Erfolg des Projekts von entscheidender Bedeutung, da sie gemeinsame Bewertungen der Einrichtungen und Kostenteilungsvereinbarungen ermöglicht.
  • Das Projekt legt den Schwerpunkt auf praktische Aktionspläne und kontinuierliche Beziehungen zu den Lieferanten, anstatt einfach nur Daten zu sammeln, ohne sie weiterzuverfolgen.

 

Die Europäische Outdoor-Gruppe: Eine kollektive Stimme für Nachhaltigkeit

Die European Outdoor Group (EOG) ist eine Mitgliederorganisation, die die Interessen der Outdoor-Branche vertritt. Zu unseren vielfältigen Mitgliedern gehören Marken, Einzelhändler, Nichtregierungsorganisationen, nationale Verbände, Universitäten, Herstellerorganisationen und Kreislaufwirtschaftsorganisationen. Zusammen arbeiten wir auf das gemeinsame Ziel hin, die Outdoor-Umgebung zu erhalten und zu verbessern, damit die Menschen weiterhin Outdoor-Aktivitäten genießen können.

 

Unsere Mitglieder haben eine besondere Beziehung zur Natur, denn ihre Geschäfte hängen von einer intakten Natur ab. Wenn die Berge nicht schneebedeckt sind oder sich die natürliche Umgebung verschlechtert, brauchen die Verbraucher keine Outdoor-Ausrüstung, um diese Orte zu genießen. Daraus ergibt sich ein angeborenes Verständnis für die Notwendigkeit, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, das über finanzielle Erwägungen hinausgeht. Für die meisten Menschen in unserer Branche ist die Liebe zur Natur bereits in ihrem Ethos verankert. Sie sind begeisterte Nutzer der Produkte, die sie herstellen, und wollen diese Räume für künftige Generationen erhalten.

 

EOGs Projekt zur Kohlenstoffreduzierung

Als Projektmanagerin für Nachhaltigkeit bei der EOG hatte ich in den letzten dreieinhalb Jahren das Privileg, unser Projekt zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes zu leiten. Nach meinem Doktortitel und meiner Tätigkeit in der Wissenschaft kam ich Anfang 2020 zur EOG. Ich habe meinen technischen Textilhintergrund in die Organisation eingebracht, um die Outdoor-Branche bei der Bewältigung ihrer Nachhaltigkeitsherausforderungen zu unterstützen, indem ich unser Klima-Aktionsprogramm leite. 

Das Projekt zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes entstand zu einer Zeit, als die EOG-Mitglieder zunehmend ihre Besorgnis über ihre Auswirkungen auf das Klima und ihren Kohlendioxidausstoß zum Ausdruck brachten. Sie erkannten, dass dies nicht nur etwas war, das sie aus geschäftlichen Gründen tun mussten, oder weil es populär war. Sie mussten sich mit ihren eigenen Auswirkungen auf den Klimawandel befassen, um die Natur für künftige Generationen zu erhalten.

Zu dieser Zeit führte die EOG auch einige Untersuchungen durch, um herauszufinden, wo die größten Umweltauswirkungen der Outdoor-Branche in Bezug auf Herstellung und Produktion liegen. Nachdem wir diese Bereiche identifiziert hatten, war die nächste Überlegung, ob EOG als neutrale Instanz agieren und die Mitglieder zusammenbringen könnte, um die Bereiche mit den größten Auswirkungen gemeinsam anzugehen. Wir erkannten, dass es für einzelne Marken zwar schwierig sein könnte, diese Probleme allein zu lösen, dass aber kollektives Handeln einen bedeutenden Unterschied machen könnte.

 

Start des Pilotprogramms

Als wir das Pilotprogramm Ende 2021 starteten, hatten wir nur eine vage Vorstellung davon, wie es funktionieren könnte. Wir testeten die entstehende Projektmethodik in jeder Phase mit unserer Pilotgruppe, behielten bei, was funktionierte, und passten an, was nicht funktionierte. Dank dieses flexiblen Ansatzes konnte sich das Projekt auf der Grundlage der Erfahrungen aus der Praxis organisch weiterentwickeln.

Wir haben es bewusst vermieden, spezifische numerische Ziele festzulegen, wie z. B. die prozentuale Verringerung von Emissionen oder die Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energien. Bei Marken unterschiedlicher Größe, die sich in verschiedenen Stadien ihrer Nachhaltigkeitsentwicklung befinden, wäre eine Einheitsgröße für alle nicht sinnvoll. Stattdessen ermutigen wir die Marken, sich an wissenschaftlich fundierten Zielen zu orientieren und auf größtmögliche Verbesserungen zu drängen, anstatt sich mit einem Minimum an Konformität zufrieden zu geben.

Das Engagement der Mitglieder unserer Pilotgruppe spricht Bände über den Wert, den sie in diesem Projekt sehen. Dieselben zehn Marken, die Ende 2021 begonnen haben, treffen sich immer noch alle zwei Wochen, und viele haben sich auch späteren Kohorten angeschlossen. Dieses langfristige Engagement zeigt, dass der kollaborative Ansatz echte Vorteile mit sich bringt. Schließlich werden unsere Mitglieder nicht dafür bezahlt, am Carbon Reduction Project teilzunehmen, und sie tun oft mehr als nur die Mindestanforderungen zu erfüllen. Unsere Mitglieder engagieren sich, weil sie den Wert der Emissionsreduzierung und des verstärkten Einsatzes erneuerbarer Energien zum Wohle der Zukunft erkennen. 

 

Wie das Projekt funktioniert: Von der Kartierung bis zur Schadensbegrenzung

Das Reduzierungsprojekt folgt einem strukturierten Prozess, um messbare Ergebnisse zu erzielen:

  1. Lieferantenzuordnung: Die Marken teilen ihre Lieferantenlisten - entweder vollständige Listen oder ihre strategisch wichtigsten Partner - und die EOG kartiert diese, um gemeinsame Einrichtungen der Marken zu identifizieren.
  2. Bewertungen der Einrichtung: Wir arbeiten mit externen Partnern zusammen, um die gemeinsamen Einrichtungen zu bewerten und den Energieverbrauch und die Emissionsprofile zu untersuchen.
  3. Planung von Maßnahmen: Auf der Grundlage der Bewertungen entwickeln wir Aktionspläne, in denen detailliert beschrieben wird, wie die Einrichtungen die besonders problematischen Bereiche angehen können.
  4. Kollaborative Milderung: Die Marken arbeiten zusammen, um die in den Plänen festgelegten Maßnahmen umzusetzen.
  5. Laufende Überwachung: Wir überwachen die Einrichtungen weiterhin, um die Fortschritte zu verfolgen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.

Dieser Ansatz vermeidet die häufig auftretende Falle, dass Daten gesammelt werden, die dann ungenutzt bleiben und keinen Wert darstellen. Wir sind uns bewusst, dass das Sammeln von Daten Zeit und Mühe von Einrichtungen erfordert, die bereits beschäftigt sind und unter Druck stehen. Indem wir sicherstellen, dass die Daten zu konkreten Maßnahmen und Verbesserungen führen, schaffen wir sowohl für Marken als auch für Lieferanten einen Mehrwert.

 

Die Kraft des gemeinsamen Handelns

Einer der wichtigsten Aspekte dieses Projekts ist, dass es den Stimmen kleinerer und mittlerer Unternehmen Gehör verschafft. Im Gegensatz zu großen Modemarken, die in der Lage sein könnten, Veränderungen in ihrer Lieferkette selbst zu beeinflussen, sind unsere Mitglieder in der Regel kleinere Unternehmen. Indem wir mehrere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit einer einheitlichen Botschaft zusammenbringen, wird ihre kollektive Stimme einflussreicher, wenn es darum geht, Lieferanten in produktive Dialoge über Nachhaltigkeit einzubinden. 

 

Transparenz ist der Schlüssel zum Erfolg

Dieses Projekt könnte ohne Transparenz seitens der teilnehmenden Marken nicht funktionieren. Da es sich um eine vorwettbewerbliche Gemeinschaftsinitiative handelt, sprechen wir nicht über Produktionsmengen oder Kosten oder über Details, die als Wettbewerbsinformationen betrachtet werden könnten. Aber die Marken müssen bereit sein, mitzuteilen, mit wem sie zusammenarbeiten. 

Für die Lieferanten bedeutet Transparenz, dass sie ehrlich über ihre Fähigkeit zur Umsetzung von Veränderungen sprechen können. Sie müssen in der Lage sein, mitzuteilen, wenn sie bestimmte Maßnahmen nicht durchführen können, sei es aufgrund strategischer, finanzieller oder infrastruktureller Einschränkungen.

Ohne diese vielschichtige Transparenz wäre eine Verbesserung unmöglich. Wir müssen wissen, wo wir stehen, um festzustellen, wie weit wir gehen müssen und ob wir Fortschritte machen.

 

Wertschöpfung für Lieferanten

Auch wenn die Marken eine wichtige treibende Kraft im EOG-Projekt zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes sind, so haben die Zulieferer doch am ehesten die Kontrolle darüber, wann, wo und wie Veränderungen umgesetzt werden können. Daher ist es für uns wichtig, den Dialog mit den Lieferanten, mit denen unsere Mitglieder zusammenarbeiten, aufrechtzuerhalten. 

In den Jahren seit Beginn des Projekts hat die EOG ermutigende Rückmeldungen von den Lieferanten erhalten, die an dem Projekt zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes beteiligt sind. Viele haben ihre Wertschätzung für das Projekt zum Ausdruck gebracht und angemerkt, dass es ihnen hilft, wertvolle Daten zu sammeln, für die sie möglicherweise nicht die Ressourcen gehabt hätten, um sie selbst zu sammeln. Die Bewertungen und Aktionspläne haben ihnen geholfen, ihre zukünftigen strategischen Richtungen in Bezug auf erneuerbare Energien und Emissionsreduzierung zu fokussieren und zu priorisieren.

 

Gemeinsam Fortschritte machen

Nach dreieinhalb Jahren, in denen ich dieses Projekt leite, bin ich tief beeindruckt von dem Engagement, der Motivation und der Loyalität, die unsere teilnehmenden Marken und Lieferanten zeigen. Dieses Projekt kostet sie Geld und Zeit, ohne dass sie einen direkten finanziellen Nutzen daraus ziehen, aber sie bleiben engagiert, weil sie wirklich das Richtige tun wollen.

Die Outdoor-Branche steht bei der Bewältigung des Klimawandels vor besonderen Herausforderungen, hat aber auch eine besondere Motivation, die Umwelt, von der sie abhängig ist, zu erhalten. Durch die Zusammenarbeit, die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und die Aufrechterhaltung der Transparenz erzielen wir Fortschritte, die für einzelne Unternehmen schwierig, wenn nicht gar unmöglich zu erreichen wären.

Das Carbon Reduction Project ist ein Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit in einer Branche, die eng mit der Natur verbunden ist, einen sinnvollen Wandel bewirken kann. Indem wir diese Initiative weiter ausbauen und weiterentwickeln, schaffen wir ein Modell dafür, wie kleinere und mittlere Unternehmen gemeinsam einen bedeutenden Einfluss auf eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit ausüben können.

 

Über Verity Hardy

Seit 2020 leitet Verity die Klimaschutzarbeit der European Outdoor Group und baut langfristige Partnerschaften mit Mitgliedsorganisationen und externen Stakeholdern auf, um Fortschritte bei der Erreichung der weltweit vereinbarten Klimaziele in der Outdoor-Branche zu unterstützen.

 

Sie leitet das Carbon Reduction Project, das Marken zusammenbringt, um ihre Emissionen in der Lieferkette und den Einsatz erneuerbarer Energien zu reduzieren; das Single Use Plastics Project, bei dem Marken und Einzelhändler die Verantwortung für ihre Plastiktüten übernehmen; und sie unterstützt die Arbeit des Outdoor Retailer Climate Commitment.

 

Mit ihrem Hintergrund in der Forschung und im Projektmanagement für technische Textilien verfügt sie über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Industrie und im akademischen Bereich. In ihren früheren Funktionen hat sie ein hohes Maß an theoretischem Wissen über textile Rohstoffe, Verarbeitungs- und Herstellungstechniken mit fundierten Fähigkeiten zur Charakterisierung und Analyse von Textilien kombiniert und so Fortschritte bei textilen Materialien erzielt.

 

In ihrer Freizeit ist sie eine begeisterte Gärtnerin und genießt lange Spaziergänge in der Natur.

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